Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.

18.06. - 11.02.2018

Ausstellungsreihe OHN|MACHT

Imgp7692.k


Macht und Ohnmacht sind kein simples Gegensatzpaar. Sie sind wechselseitig miteinander verbunden und stehen sich gegenüber, fallen zusammen oder können in ihr Gegenteil umschlagen. Ausübung von Macht kann auf eine Ohnmacht deuten, die kompensiert, aufgefangen oder verdeckt werden soll. Und in einer solchen Ohnmacht scheint wiederum bereits eine andere potentielle ('Gegen'-)Macht auf.


Die Ausstellungsreihe OHN|MACHT möchte den vielfältigen Oszillationen dieses Begriffspaares mit ästhetischen Mitteln nachspüren und darin aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen, auffächern und in größere Bezugsrahmen stellen.


OHN|MACHT in den Feldern Kunst und Gesellschaft


Die Begriffe Macht und Ohnmacht sind jeweils in sich sowie in ihrer wechselseitigen Beziehung mehrdeutig. Schon die sprachlichen Vokabeln vereinen unterschiedliche inhaltliche Ebenen, welche auch im Verlauf der Ausstellungsreihe differenziert, aber letztlich neu miteinander denkbar werden sollen.

Die deutsche Vokabel Ohnmacht lässt sich beispielsweise sowohl für politisch-gesellschaftliche Kontexte als auch für die Beschreibung einer Gefühlslage oder einer medizinischen Bewusstlosigkeit heranziehen. Sie changiert zwischen objektivierter Beschreibung einerseits sowie subjektiver Introspektion andererseits – und Querverbindungen zwischen diesen Ebenen sind sehr gut denkbar.


Auch in dem Verhältnis zwischen Macht und Ohnmacht überschneiden sich unterschiedliche Definitionen insofern, als dass die Grenze zwischen Macht und Ohnmacht nie statisch verstanden werden und die Frage, was hier was bedingt, nie einfach beantwortet werden kann.


Die Kunst als selbstbestimmte, kreative Praxis ermöglicht es, Bedeutungsrahmen zu schaffen, die über Gegebenes oder Gegenwärtiges hinausweisen, und unterschiedliche Vorstellungsebenen zusammenzubringen. Darum ist es besonders vielversprechend, sich den vielschichtigen Beziehungen von Macht und Ohnmacht gerade mit künstlerischen Arbeiten anzunähern. Aktuelle gesellschaftspolitische Themen rücken dabei ebenso in den Blick wie ästhetische Fragestellungen.


Die Ausstellungsreihe setzt es sich deshalb zum Ziel, mit dem komplexen Verhältnis von Macht und Ohnmacht zugleich eine Schnittstelle von Kunst und Gesellschaft auszuloten. Die verschiedenen Ebenen, auf denen gesellschaftliche und künstlerische Macht/Ohnmacht-Verhältnisse wechselseitig aufeinander wirken, ließen sich wie folgt skizzieren:


A

Macht und Ohnmacht sind fundamentale Faktoren in der gegenwärtigen Gesellschaft (soziale Interaktion, politische Entscheidungen, Strukturen des kapitalistischen Systems)


B

Macht und Ohnmacht sind fundamentale Faktoren in der Kunst (Ermöglichung von Freiheitlichem Denken, Eigendynamik des Kunstwerks, Kunstbetrieb)


C

Macht und Ohnmacht in der Kunst korrelieren mit und spiegeln Macht/Ohnmacht-Verhältnisse in der Gesellschaft; auf dem künstlerischen Subjekt lastet die Objektivität realer Machtverhältnisse


D

Macht und Ohnmacht beschreiben das Verhältnis zwischen Kunst und Gesellschaft (politischer Effekt, Zensur, neue Perspektiven und gesellschaftliche Impulse)


Aktualität des Themas

 
Die Ausstellungsreihe stellt sich nicht nur der begrifflichen Analyse, sondern vor allem auch der gesellschaftlichen Aktualität von Macht und Ohnmacht. Innen- wie außenpolitisch sind Macht/Ohnmacht-Verhältnisse entscheidende Faktoren: Kriege, Krisen, Verarmung, Flucht und Protest sind Themen, an denen Macht und Ohnmacht im gegenwärtigen Kapitalismus besonders deutlich werden.

Innenpolitisch werden Entscheidungen mit Polizeigewalt durchgesetzt, außenpolitisch zeigt sich Macht im globalen Wirtschaftskalkül und der militärischen Abschottung von Landesgrenzen. Der gesellschaftliche Widerstand ist nichtsdestotrotz international geworden und entwickelt mithilfe von Medien neue Strukturen.


Kunst kann all dies aufgreifen, sie ist aber Teil der Gesellschaft und ihrerseits mächtig und ohnmächtig.
Sie kann aufzeigen, wie Macht und Ohnmacht in ihr selbst wirksam sind. Im künstlerischen Medium geraten gängige Verhältnisse ins Wanken und kritische Perspektiven öffnen sich. Doch wie mächtig ist die Kunst? Kann sie die Gesellschaft nur spiegeln oder auch verändern? Wie mächtig ist der Künstler oder die Künstlerin? Lässt sich im Kunstwerk auch die eigene Ohnmacht gegenüber der ästhetischen Wirkung thematisieren?


Ziele


Die Ausstellungsreihe soll in einem offenen und pluralen ästhetischen Prozess die Vielschichtigkeit von OHN|MACHT gesellschaftlich wie künstlerisch beleuchten. Dabei sollen möglichst vielfältige Perspektiven, Ansätze und Hintergründe in das Projekt eingehen, die die global vernetzten Bezüge und die interkulturelle Prägung des Neuköllner Körnerkiezes widerspiegeln.

 
Über den Dialog der wechselnden Ausstellungen wird mit der Zeit ein Netz von Verweisen, Ebenen und Bedeutungen geknüpft. Im Kunstwerk und erst recht in einer Reihe sehr unterschiedlicher künstlerischer Perspektiven scheint ein komplexes Mosaik aus Erfahrung, Bezügen und Impulsen auf, das die Themen für Menschen auch ganz individuell zugänglich macht, ohne sie unangemessen zu simplifizieren.

Damit will die Ausstellungsreihe genau den dynamischen Prozessen folgen, die die Stadt Berlin in ihrer Pluralität ausmachen. Das breite Themenspektrum und der lokal etablierte Standort sind hervorragend geeignet, um gegenwärtige KünstlerInnen aller Stile zusammenzubringen und einen produktiven Austausch mit stadtteilspezifischen Perspektiven zu befördern.

Jule Böttner & Jason Benedict

kunst@werkstadt-berlin.com

Kunstraum

In unserem Kunstraum finden kuratierte Ausstellungen statt.
Das Spektrum unseres Projektraums reicht dabei von Malerei über Fotografie hin zu Skulptur, Installation und Multimediakunst.

 

Jason M. Benedict, Janka Meyer, Raiko Sánchez
kunst@werkstadt.berlin